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Nach der Krise ist vor der Krise. 11 echte Bedrohungen für unser westliches Wirtschaftssystem.


Niemand kann genau sagen wieso! Niemand weiss mit absoluter Sicherheit weshalb und auch eigentlich niemand warum. Natürlich, wir kennen die meisten Faktoren. Ölpreise, Pandemie, staatliche Interventionen oder der Krieg in der Ukraine. In welchem Maße sie jedoch jeweils zur aktuellen Inflation beigetragen haben, darüber herrscht kreative Uneinigkeit. Worüber jedoch keine Uneinigkeit herrscht, ist die folgende Erkenntnis: Diese Krise ist anders!

Die meisten Menschen – und hierzu zählen auch viele kluge Köpfe mit einem properen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften – sind mit dem Versuch, die Zusammenhänge innerhalb des weltweiten Wirtschafts- und Finanzsystems in ein verständliches Verhältnis zu bringen, eher überfordert. Es in seiner Gänze zu verstehen, ist faktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Auch wenn schon Alexander von Humboldt – The Godfather of German Science – vor über 250 Jahren erkannt hatte: “Alles hängt mit allem zusammen”, haben unser Bildungssystem, unsere Medien und auch unsere Politik uns dazu erzogen, Probleme in Einzelteile zu zerlegen und getrennt vom größeren Ganzen zu bewerten.

Aber Hand auf’s Herz! Wie sehen Sie die aktuelle Situation? Was meinen sie, wann müssen wir nicht mehr 5 EUR für unsere Butter bezahlen? Wann kostet eine 1 Zimmer Wohnung in deutschen Metropolen nicht mehr 1.000 EUR kalt und vor allem, wann können wir unsere Autos wieder für 75 EUR volltanken? Keine Ahnung? In zwei Jahren? In 10 Jahren? Nie wieder? Ganz nah dran - das weiss nämlich niemand! Was wir jedoch wissen ist das: Soziale Sicherheit und wirtschaftliches Wachstum sind mehr denn je gefährdet. Welcome Stagflation!

Hier sind 11 Gründe warum:

Stagflation is a situation that occurs within an economy when total output is either declining, flat, or growing slowly. Persistent unemployment is also a characteristic of a stagnant economy. Stagnation results in flat job growth, no wage increases, and an absence of stock market booms or highs.

1. Bevölkerungswachstum

Satteln wir das Pferd von hinten auf. 21,2 Millionen Deutsche bekommen aktuell Rente. 21,2 Millionen Renten müssen von etwa 45,7 Millionen Arbeitnehmern erwirtschaftet werden. Das ist ein Verhältnis von etwa 1:2,1. Zum Vergleich: in den 1960er Jahren war diese Verhältnis 1:6. Die deutsche Bevölkerung ist zu alt! Was positiv für das Leben des Einzelnen ist, ist katastrophal für die Gesellschaft, für das Rentensystem und vor allem für das Wirtschaftswachstum. Die Folge: Fachkräftemangel, steigende Lohnkosten für Hochqualifizierte und Abwanderung von Industrieproduktion.

2. Migration

Lange Zeit war eine mäßige Migration aus dem armen Süden in den reichen Norden ein Garant für den Ausgleich fehlender Arbeitskräfte in wachsenden Industrienationen. Deutschlands Bevölkerung wuchs im Jahr 2022 um etwa 0,057 %. Null Komma Null Fünf Sieben Prozent! 0,057% aber auch nur auf Grund von 237.000 Zuwanderern. Eine resolutere Einwanderungspolitik und wachsende rechtspopuläre und konservative Narrative – wie der Klassiker des Arbeitsplatz-Stehlenden Ausländers – verkomplizieren die so wichtige Migration und führen damit mittelfristig zu enormen Problemen für Gesellschaft, Rentensystem und vor allem Wirtschaftswachstum.

3. Globalisierung rückwärts

Die globalisierte Wirtschaft ist unsagbar kompliziert und wer behauptet, alles zu verstehen und einfache Lösungen für komplexe Probleme zu haben, ist entweder Politiker oder Angestellter einer Zentralbank. Russland, China oder Iran – was auch immer als Bedrohung zitiert wird - wir befinden uns auf einem gefährlichen Weg. Deglobalisierung, Protektionismus und nach innen gerichtete Politik (die natürlich ganz offiziell Arbeitnehmer und Unternehmen schützen soll) schädigen das aktuelle globale System eher, als echte Vorteile zu schaffen. Unkontrollierte Limitierungen im Handel mit Gütern, Services, Kapital, Informationen oder Investments haben mittelfristig katastrophale Auswirkungen.

4. Reshoring

Als Folge protektionistischer Wirtschaftspolitik und Supply-Chain-Bottlenecks gilt Reshoring – das Zurückverlegen der Produktion in das Ursprungsland (oder freundlichere Märkte) – als Mittel der Wahl zur Proklamierung vieler schöner Dinge wie: neue, Arbeitsplätze, bessere Löhne oder eine gestärkte Wirtschaft. Aber ohne das sich grundlegende markt- und konsumbestimmende Faktoren innerhalb der Gesellschaft verändern, birgt Reshoring ein nicht zu unterschätzendes Risiko: Exponentiell steigende Löhne, steigende Produktionskosten und als Folge steigende Preise and once again supply bottlenecks.

5. Der neue "Kalte Krieg"

Der schwelende Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China sowie die Sanktionen gegen Russland entwickeln sich kontinuierlich zu einer Art neuem "Kaltem Krieg". Handelsbeschränkungen (bilateral oder unilateral) behindern den Austausch von Technologie, Produkten und Services und befeuern sensible globale Wirtschaftsbeziehungen. Next there is Taiwan. Unwahrscheinlich das China den Anspruch auf seine ehemalige Provinz aufgeben wird? Ein militärischer Konflikt mit den USA hätte katastrophale Folgen nicht nur für die deutsche Wirtschaft und würde ohne Zweifel zu einem Global Supply Shock führen.

6. Geopolitics

Noch Anfang diesen Jahres galt faktisch jeder, der das Wort "Geopolitisch" buchstabieren konnte, als Wirtschaftsweiser. Aber Hand auf's Herz: Es braucht keine besondere Kenntnis in Geschichte, Diplomatie und Politik um zu verstehen, dass sich die Hegemonie westlicher Wirtschaft- und Lebensmodelle nicht einfach so auf jedes andere Land dieser Welt übertragen läßt. Entlang der Achse Russland, Iran, Nordkorea steckt daher viel Risiko für weitere Brennpunkte. Der Atom-Deal zwischen den USA und Iran liegt auf Eis und in zwei Jahren könnte das Ergebnis der nächsten Präsidentschaftswahlen den Modus Operandi weiter torpedieren. Ein Iran mit echter Atom-Power wäre eine enorme Bedrohung für Israel und würde das Potential für eine direkte militärische Reaktion signifikant erhöhen. Nordkorea, so schwach und unterentwickelt wie kaum ein anderes Land in dieser Region, ist und bleibt instabil und unberechenbar und kann unter ungünstigen Umständen ebenfalls militärische Konflikte provozieren. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft? In jedem Falle katastrophal.

7. Klimakrise

a) Wassermangel, Wasserverschmutzung und extreme Dürren bedrohen nicht nur den mittleren Osten, Nordafrika oder die Subsahara. Auch die Produktion von Lebensmitteln in den USA (Kalifornien und dem Südwesten) und in der Obstschale Europas – namentlich Spanien – gerät in immer unberechenbarer Form unter Druck.

b) Es mag absurd klingen, aber der Trend hin zu stärkerer CO2 Vermeidung hat in seiner aktuellen Form zu einem gefährlichen "Unterinvestment" im Bereich der Fossil Fuel Technologien geführt, ohne dass sich die Versorgung mit "Grüner Energie" in nennenswertem Maße verbessert hat. Solange dieses Ungleichgewicht bestehen bleibt, können wir lange auf fallende Energiepreise warten. Das sich an dieser Situation in den nächsten 10 Jahren etwas ändert, ist eher zweifelhaft.

c) Das Risiko von Umweltkatastrophen beginnt sich gerade erst im Mindset vieler Menschen zu manifestieren. Für nicht wenige Deutsche jedoch sind die Gefahrenquellen beruhigenderweise noch viele tausende Kilometer entfernt. Das wird sich ändern, aber es spielt eigentlich auch gar keine Rolle. Je häufiger und verheerender die Auswirkungen – egal wo auf der Welt – je mehr Risiko entsteht für Sicherheit, Wirtschaft und die Lebensmittelproduktion.

8. Pandemie

Auch wenn nicht wenige unserer Medien-Politiker die Covid-19 Pandemie in Deutschland offiziell für beendet erklärt haben, sollte uns mehr denn je bewusst werden, dass wir globale Pandemien perspektivisch immer häufiger erleben werden. Das Risiko für Zoonose durch den Verlust von natürlichen Lebensräumen auf der einen und durch klimawandelbedingte Verbreitung von Überträgern auf der anderen Seite ist immanent. Ach ja, da wäre dann n-o-c-h-w-a-s: Wir mögen die Russen ja jetzt nicht mehr, aber Schadenfreude beim Anblick der schmelzenden Permafrostböden Sibiriens ist eher unangebracht. Neben lieblichen Gasen wie Methan birgt der Schlamm auch ein grosses Potential für das Auftauchen von Viren, die möglicherweise seit Millionen von Jahren eingefroren waren und in ihrer Wirkung Covid-19 wie den Hangover nach einer Klassenfahrt wirken lassen könnten.

9. Wage-Price-Spiral

Was machen wir mit Forderungen nach höheren Löhnen, besseren sozialen Leistungen? Lassen wir mal aussen vor, wann und für wen sie berechtigt oder notwendig sind. Auch wenn die sogenannte Lohnkosten-Preis-Spirale möglicherweise ein Mythos ist: Solange die Finanzierung dieses Wandels nach alten Rezepten und unter Druck zukünftiger Arbeitsmärkte absolviert wird, steckt auch in diesem Bereich ein nicht zu unterschätzendes Risiko.

10. Cyber-Attacks

Cyberattacken – für die meisten Bürger in Deutschland noch immer eher ein Thema für Science-Fiction Szenarien – sind eine immer ernstzunehmender Bedrohung. Dabei reden wir nicht von Kreditkartenbetrug oder Droh-Emails mit Verweisen auf gekaperte Computer und Bloßstellung des (Sex)Surfverhaltens der Besitzer. Kritische Infrastruktur ist tatsächlich gefährdet. Mediale Infrastruktur ist tatsächlich gefährdet. Meinungsbildung und Informationsfindung sind tatsächlich gefährdet. Das Problem ist wie so oft hausgemacht. Kostenschätzungen zu notwendigen technologischen Updates der empfindlichsten Systeme unserer Gesellschaft belaufen sich auf hunderte von Milliarden EUR.

11. Der US-Dollar

Die unangefochtene Standhaftigkeit des US-Dollar ist durch langfristige Destabilisierung der Märkte (Sanktionen gegen Russland, China )und viele andere geopolitische Konflikte in Gefahr. Russland und China haben mehr denn je die Möglichkeit und auch das nachvollziehbare Interesse, eigene Währungssysteme zu entwickeln und zu nutzen und somit den anderen Währungen sukzessive den Rang abzulaufen. Die Folgen…wie bei den 10 Punkten zuvor: unvorhersehbare Dynamiken, enorme Sicherheitsrisiken und kaum Chancen für Wirtschaftswachstum.

Elf Gründe für Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheit: Einzeln betrachtet verständlich, oft sogar nachvollziehbar. Wie sie unsere Sicherheit und das zukünftige Wirtschaftswachstum beeinflussen können, darüber herrscht kreative Uneinigkeit. Worüber jedoch keine Uneinigkeit herrscht, ist die Erkenntnis: Die nächste Krise wird anders!